Rundtisch-Gespräch zum Europäischen Protesttag „Sprich mit mir!“ stieß auf breite Zustimmung

03.05.2013

Der Europäische Protesttag zur Gleichstellung der Menschen mit Behinderung macht jährlich mit Aktionen und Veranstaltungen rund um den 5. Mai auf die Situation von Menschen mit Behinderung in Deutschland aufmerksam – mit dem Ziel, dass alle gleichberechtigt an der Gesellschaft teilhaben können. Mit dem Motto „Ich bin entscheidend“ steht das Thema „Selbstbestimmt Leben“ in diesem Jahr im Mittelpunkt.

Anlässlich des diesjährigen Aktionstages luden der PARITÄTISCHE Landesverband Sachsen-Anhalt e.V., der Allgemeine Behindertenverband in Sachsen-Anhalt (ABiSA) e.V., der Landesverband der Lebenshilfe Sachsen-Anhalt e.V., der Verein „Der Weg“ e.V. und der Behindertenbeauftragte der Landeshauptstadt Magdeburg, Peter Pischner, gemeinsam zu einem Rundtisch-Gespräch ein. Unter dem Motto „Sprich mit mir!“ kamen Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen / seelischen Behinderungen und deren Angehörige, mit PolitikerInnen des Landtages und des Stadtrates Magdeburg sowie mit VerbandsvertreterInnen zu den Themen „Wohnen“, „Selbstbestimmung“ und „Arbeit“ im Magdeburger Rathaus ins Gespräch. Die Schirmherrschaft der Veranstaltung übernahmen auch in diesem Jahr der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Magdeburg, Dr. Lutz Trümper, und der Präsident des Landtages Sachsen-Anhalt, Detlef Gürth.

An 8 Tischen mit je 8 Teilnehmenden hatten die „ExpertenInnen in eigener Sache“ und deren Angehörige Gelegenheit, mit PolitikerInnen in direkten Austausch über persönliche Anliegen, Probleme, Vorschläge etc. zu treten. „Menschen mit seelischen Beeinträchtigungen dürfen nicht länger im Schatten der Gesellschaft stehen und Ablehnung erfahren“, erklärt Ralf Hattermann, Referent des PARITÄTISCHEN. Klischees und Tabuisierung prägen oftmals den Umgang mit psychisch Kranken. Und das, obwohl inzwischen jeder dritte Erwachsene in Deutschland von einer psychischen Erkrankung betroffen ist (lt. Studie des Robert-Koch-Institutes 2008-2011). „Wir wollen für das Thema sensibilisieren, darüber aufklären und dafür sorgen, dass seelisch Beeinträchtigte gesellschaftlich anerkannt werden, denn sie leben mit uns“, so Hattermann.

Das sieht Thomas Hoppe (57) genauso. Er kennt die Erfahrung mit Nachbarn, die ihn „seltsam“ finden. „Es gibt furchtbar viel von diesem alten Zeitgeist“, sagt er. Hoppe leidet an Schizophrenie, die in Schüben auftritt. Auch im Berufsleben – er arbeitet in den Werkstätten der Pfeifferschen Stiftungen – begegnet ihm das noch ab und zu. „In Diskussionen kommt es vor, dass ich am Ende der Verrückte bin und die anderen sind die mit dem Studium.“ Er wünscht sich, dass es für psychisch Kranke mehr Bildungschancen gibt – und auch finanzielle Mittel dafür. Helfen würden auch auf die Behinderung spezialisierte Jobvermittler in den Arbeitsagenturen. „Denn Arbeit bedeutet Anerkennung“, sagte Beate Wübbenhorst, Vorsitzende des Magdeburger Stadtrates. Das findet auch Detlef Gürth. Der Landtagspräsident hat den ganzen Vormittag mit am Tisch gesessen und nimmt eine Menge mit zu den Abgeordneten im Landtag. „Wir müssen Partner in der Wirtschaft finden, die bereit sind, Menschen mit Beeinträchtigungen eine Chance zu geben“, so Gürth. Viele der Betroffenen seien hochmotiviert und begabt – das lohne sich für beide Seiten. „Niemand soll ausgegrenzt werden“, sagte Detlef Gürth. Dafür sei es aber notwendig, die vielfältigen Hilfsangebote besser zu vernetzen.

Für Nachfragen rufen Sie gern an:

Ralf Hattermann

Referent Hilfen für Menschen mit Behinderungen


Deutscher PARITÄTISCHER Wohlfahrtsverband Landesverband Sachsen-Anhalt e.V.
Telefon: 0391/6293533
Mail: rhattermann(at)paritaet-lsa.de