Erinnern, Gedenken, Mahnen

16.11.2022

In gemeinsamen Veranstaltungen verschiedener Akteure der Zivilgesellschaft wurde am 9. November 2022 auch in der Stadt Merseburg der Pogrome von 1938 gedacht. Damals brannten im gesamten Deutschen Reich zahlreiche Synagogen, unzählige Geschäfte und Wohnungen von Jüdinnen und Juden wurden durch Nazis angegriffen und zerstört.

Mit einem Stolpersteinrundgang durch die Innenstadt eröffnete das Bündnis Merseburg für Vielfalt und Zivilcourage gemeinsam mit der Stadt und den Landtagsabgeordneten Kerstin Eisenreich und Sebastian Striegel den Gedenktag und gedachten dabei den Opfern der Nationalsozialismus. In längerer Vorbereitung hatte der Paritätische mit seiner Regionalstelle Süd in einem Projekt die Stolpersteine des Saalekreises in Form eines digitalen Stolpersteinrundgangs gebündelt und mit seiner Mitgliedsorganisation „Das Nest e.V,“ auf der Internetseite www.gedenkorte-saalekreis.de zusammengestellt. Sie dient als Anregung zur Auseinandersetzung mit Erinnerungsorten im Saalekreis und ist ein Baustein, um im Austausch zu bleiben, Entwicklungen zu verstehen und menschenverachtenden Tendenzen entgegenzutreten. Dies soll ein Anstoß dafür sein, die Webseite in den Folgejahren mit weiteren Fakten zu lokalen Ereignis-Orten zu füllen, auch über die Zeit des Nationalsozialismus hinaus.

 

Die Willi-Sitte-Galerie bildete einen würdigen Rahmen für weitere Veranstaltungen des Tages. Hier konnten der Oberbürgermeister Sebastian Müller-Bahr sowie zahlreiche Vertreter aus dem Stadtrat Merseburg begrüßt werden.

Auf besonderes Interesse stieß dabei die Ausstellung „Jüdische Köpfe - Porträts von jüdischen Kulturschaffenden“. Aus privaten Sammlungen in Deutschland und Österreich wurden Kunstwerke zusammengeführt, die an jüdische Künstlerinnen und Künstler der Vergangenheit und der Gegenwart erinnern, sei es als Schöpfer dieser Kunstwerke, sei es durch die Tatsache, dass sie Thema dieser Kunstwerke sind. Neben dem Kurator Dr. Oliver Bentz war auch ein Künstler, der Bildhauer Thomas Duttenhoefer, anwesend. Beide erläuterten die Entstehung der Ausstellung und standen für Fragen zur Verfügung. Die Ausstellung kann noch bis zum 31.12.2022 besichtigt werden.

Alle Veranstaltungen zogen viele Gäste an und zeigten ein gestiegenes Interesse an der Auseinandersetzung mit wachsendem Antisemitismus in der Gesellschaft, vor dem der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, erst vor kurzem warnte. „Die Erinnerung muss uns heute dazu bewegen, intensiv darüber nachzudenken, unter welchen gesellschaftlichen Bedingungen und mit welchen politischen Mechanismen der Aufstieg eines verbrecherischen Regimes damals möglich war und vor allem heute wieder möglich sein könnte.“ sagte ein Sprecher der Organisatoren.