Kitas sind systemrelevant

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03.02.2021

Corona: Der Paritätische zur aktuellen Lage in Kindertageseinrichtungen

Magdeburg. Erzieher*innen in der Kindertagesbetreuung sind in besonderem Maß gefährdet, sich mit Corona zu infizieren. Studien wie die des Dachverbandes der Betriebskrankenkassen (BKK DV) belegen, dass Beschäftigte in Kindergärten und Vorschulen die mit am stärksten von Covid-19 betroffenen Berufsgruppen sind.

Trotz Notbetreuung sind in einigen Regionen die Kitas sehr stark ausgelastet. Kinder von Pflegekräften, Krankenhauspersonal, Verkäufer*innen und von Eltern in weiteren systemrelevanten Berufsgruppen werden tagtäglich betreut. Unter den aktuellen Bedingungen ist das eine enorme psychische aber auch physische Belastung. Ein dadurch ansteigender Krankenstand unter den pädagogischen Fachkräften gefährdet die elementar wichtige Aufrechterhaltung der Notbetreuung. Der Paritätische Sachsen-Anhalt fordert daher, die Fachkräfte in Kitas in der Impf-Priorisierung vorzuziehen. Durch die eingeschränkte Zulassung des Impfstoffs von AstraZeneca auf Personen zwischen 18 und 64 Jahren stehe Impfstoff zur Verfügung, der nicht für ältere Risikogruppen geeignet ist.

Dazu erklärt auch Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands, Dachverband von u.a. rund 4000 freigemeinnützigen Kindertageseinrichtungen:
"Wichtig ist jetzt vor allem, dass möglichst schnell ausreichend Impfstoff da ist, damit auch Erzieher*innen, die richtigerweise zu den priorisierten Berufsgruppen gehören, zügig ein Impfangebot erhalten. Ohne die Notfallbetreuung in den Kitas fielen Ärzt*innen, Pflegekräfte, Verkäufer*innen und andere für die Eindämmung der Pandemie wichtige Beschäftigte aus. Kitas gehören damit nicht nur zu den systemrelevanten Einrichtungen, sondern Erzieher*innen sind auch in besonderem Maße gefährdet, sich zu infizieren. Krippen- und Kleinkindbetreuung funktioniert nicht auf physische Distanz, sondern nur mit körperlicher Nähe. Hier kann keine Plexiglasscheibe helfen. Man muss zudem sehen: Einen Lockdown gibt und gab es für Kitas nie. Selbst unter den aktuellen Bedingungen der Notfallbetreuung weisen viele Einrichtungen je nach Standort sogar eine Auslastung von über 50 Prozent auf. Gleichzeitig sind die Ausfallquoten unter Erzieher*innen hoch, so dass Personal und Einrichtungen schon lange an den Grenzen der Belastbarkeit arbeiten. Es ist daher auch nicht nachvollziehbar, dass ausgerechnet Kitas sowohl bei der Ausstattung mit Masken und anderen Infektionsschutzmaterialien als auch bei der Teststrategie bisher vielerorts weitgehend außen vor waren. Bis auch für Erzieher*innen ein Impfangebot gemacht werden kann, muss in diesen Bereichen unbedingt nachgelegt werden.

Schließlich muss sofort mit den Vorbereitungen für die Impfstrategie für alle Mitarbeitenden in Kitas und für Kindertagespflegepersonen begonnen werden. Es braucht eine Strategie und einen konkreten Plan, wie die Impfungen konkret umgesetzt werden können, bspw. durch ein strukturiertes Einlademanagement, das allen Mitarbeitenden in Kindertageseinrichtungen automatisch einen Termin sichert. Wenn Bund, Länder und Kommunen hier nicht zügig einen konkreten Plan vorlegen, der auch in der konkreten Praxis vor Ort umsetzbar ist, droht die Schließung von Kitas."

Antje Ludwig, Landesgeschäftsführerin des Paritätischen Landesverbandes Sachsen-Anhalt ergänzt: „Als Träger haben wir eine doppelt wichtige Aufgabe. Wir halten zum einen den Eltern in den sogenannten systemrelevanten Berufen den Rücken frei, damit sie insbesondere in den Bereichen der Daseinsvorsorge ihren Aufgaben nachgehen können. Gleichzeitig müssen wir unser Personal in den Einrichtungen der Kindertagesbetreuung vor einer Infektion schützen. Und da ist der beste Schutz die Impfung. Aber nicht nur die Mitarbeitenden in Kita und Hort sehen wir weiter vorn in der Impfpriorisierung. Auch Fachkräfte in den Kinderheimen, der Familienhilfe, der Jugend- und Schulsozialarbeit müssen schnellstens die Möglichkeit der Impfung bekommen. Sie sind an den jungen Menschen dran, Beziehungsarbeit ist gerade in Zeiten der physischen Distanz unerlässlich.“

Ihr*e Ansprechpartner*in für Presseanfragen:

Antje Ludwig
Landesgeschäftsführerin
Tel.: 0391 - 6293505 | aludwig(at)paritaet-lsa.de

Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband
Landesverband Sachsen-Anhalt e.V.

Landesgeschäftsstelle, Wiener Straße 2, 39112 Magdeburg