Bestmögliche Allianz gegen Armut entwickeln

30.11.2018

Sozialkonferenz Burgenlandkreis diskutierte Menschenrechte

Professioneller Sachverstand, hohe Resonanz an Vertretern aus Politik und Verwaltung, interessierte Zuhörer und engagierte Workshop-Teilnehmer zeichneten die vierte Sozialkonferenz Burgenlandkreis am 22. November 2018 in Naumburg aus. Unter dem Motto „Stark machen für Menschenrechte – Armut regional begegnen“ widmete sie sich im 70sten Jahr der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ unter Schirmherrschaft der Ministerin für Arbeit, Soziales und Integration Petra Grimm-Benne insbesondere den brennenden Themen Kinder- und Altersarmut und erforderlichen Bekämpfungsstrategien, denen gerade im kommunalpolitischen Raum bisher nicht umfassend und ausreichend Beachtung geschenkt worden ist.

Auch im Burgenlandkreis hat sich die Situation der in Armut lebenden Menschen in den letzten Jahren nicht wesentlich verbessert. „Veränderungen müssen auch hier mutig und wirkungsvoll angegangen werden, um die Rechte auf Bildung, soziale Sicherheit und angemessenen Lebensstandard entsprechend zu berücksichtigen“ so die veranstaltende Kreisarbeitsgemeinschaft der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege im Burgenlandkreis und das Lokale Bündnis für Familie Naumburg.

Während die Staatssekretärin Susi Möbbeck in ihrem Grußwort vor allem zwei Kernaufgaben herausstellte – die Beseitigung der verfestigten Arbeitslosigkeit und weniger bürokratische und leicht zugängliche Kindergrundsicherung - appellierte der Landrat des Burgenlandes Götz Ulrich an das soziale Bewusstsein und die soziale Kreativität auf allen Ebenen. „Wir müssen vom Reparaturbetrieb vor allem in der Bildung wegkommen,“ so der Landrat mahnend an die anwesenden Kreistagsmitglieder.

Wie vielfältig Armut ausgeprägt ist und dass Armut eine Menschenrechtsverletzung ist, verdeutlichte der Humanwissenschaftler, Prof. Dr. Michael Klundt, von der Hochschule Magdeburg–Stendal und zeigte Ausmaße, Folgen, Debatten, Ursachen und lokale Gegenstrategien auf.

Besonders machte er darauf aufmerksam, dass es in Deutschland weniger um absolutes Elend und Verhungern von Menschen geht, sondern mehr um Entbehrungen, Ausgrenzungen und Benachteiligungen zum durchschnittlichen gesellschaftlichen Standard. Das es höchste Zeit ist zu handeln, verdeutlichen 13 Millionen Menschen, die in Armut oder an der Armutsgrenze leben. Zunehmend betroffen sind vor allem kranke und alte Menschen, Arbeitslose, kinderreiche Familien und Alleinerziehende.

Allerdings müsse nicht nur Armut, sondern auch Reichtum ein Thema der politischen Debatte sein, so Prof. Klundt.

In den Workshops wurde in den Bereichen Bildung, Soziale Sicherheit und angemessenen Lebensstandard nach sinnvollen und nachhaltigen Lösungsansätzen und Unterstützungsangeboten gesucht. Nicht überraschend kam zum Ausdruck, dass es auch im Burgenlandkreis bereits Aktivitäten und verschiedene Überlegungen gibt, Armut und insbesondere Kinderarmut zu reduzieren bzw. zu vermeiden. Verständlicherweise mit unterschiedlichen Ansätzen und Herangehensweisen, aber immer mit dem Ziel, die Lebenssituationen betroffener Kinder, Jugendlicher und deren Familien nachhaltig zu verbessern. Es ist aber festzustellen, dass die Maßnahmen noch nicht ausreichen und meist kleinteilig sind.

So wird immer wieder festgestellt, dass es vor allem an ausreichenden und verständlichen Informationen für Betroffene fehlt. Antragsverfahren im Sozialamt oder Jobcenter sind entweder gänzlich unbekannt oder zu komplex, zu unübersichtlich, zu aufwändig. Formulare und Bescheide sind oft nur schwer zu verstehen und führen zu Verunsicherungen oder gar zu Ablehnungen. Hier sind Abstimmungen und Veränderungen notwendig, evtl. auch durch Nutzung der einfachen oder leichten Sprache.

In diesem Zusammenhang müssen auch Beratungsleistungen erweitert und qualitativ verbessert werden. Nicht nur in der Kinder- und Jugendhilfe ist eine stabile und verlässliche Sozialarbeit eine entscheidende Voraussetzung, auch in der Altenhilfe wirkt eine aufgestockte neutrale Beratung, z.B. zu Pflegeleistungen, den Verunsicherungen und Ängsten der älteren Generation entgegen.

Ressortübergreifende Handlungskonzepte, der Wille zu Ihrer Durchsetzung, aber auch enge Vernetzungen kommunaler Institutionen und Träger seien wichtige Triebfedern, um Armut bestmöglich präventiv zu begegnen und die Lebenssituation der Betroffenen nachhaltig zu verbessern, so die Konferenzteilnehmer.

Die Wohlfahrtspflege generell, besonders aber die regionale Kreisarbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege stehen gemeinsam mit dem Lokalen Bündnis für Familie Naumburg auch weiterhin als Ansprechpartner, aber besonders auch als handelnde Akteure zur Verfügung und werden den Prozess, passende Konzepte zur Armutsprävention zu entwickeln und eine armutsfeste Infrastruktur zu schaffen, aktiv begleiten. Die nächste Sozialkonferenz in drei Jahren ist schon ins Auge gefasst.

 

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