Qualität in der Schulsozialarbeit – Blickwinkel Beteiligung (Tagungsbericht vom 11. Dezember 2012)

Hilfen zur Erziehung

21.12.2012

Am 11. Dezember wurde die Tagung „Beteiligung in der Schulsozialarbeit“ im ältesten Kinozweckbau Deutschlands in Burg durchgeführt. Beteiligt waren mehr als 70 Personen, darunter Schülerinnen und Schüler, die einen Workshop zur Schulsozialarbeit selbst gestalteten.

Am 11. Dezember wurde die Tagung „Beteiligung in der Schulsozialarbeit“ im ältesten Kinozweckbau Deutschlands in Burg durchgeführt. Beteiligt waren mehr als 70 Personen, darunter Schülerinnen und Schüler, die einen Workshop zur Schulsozialarbeit selbst gestalteten. Der Veranstaltungsort bot mit seinen Gegebenheiten einen Rahmen, der Beteiligung regelrecht herausforderte. Ein buntes und abwechslungsreiches Programm mit Fachforen, Kino zur Schulsozialarbeit, Kabarett und Workshops haben einen bunten Strauß vielfältiger Möglichkeiten von und zur Beteiligung geboten.

Eröffnet wurde die Tagung durch Beteiligungsaktivitäten, die das Motto der Fachtagung MitWIRkung, teilnehmen, teilhaben, teilsein im wahrsten Sinne des Worte erlebbar werden ließen. Beteiligen setzt Mitwirkung voraus! Die Animationen von Edeltraud Schimansky, die im weiteren Verlauf der Tagung den Workshop der Schülerinnen und Schüler leitete, waren ein wertvoller Beitrag dazu. Markus Kurze, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU im Landtag Sachsen-Anhalt, hob in seinem Grußwort die Bedeutung von Schulsozialarbeit für Sachsen-Anhalt hervor und machte darauf aufmerksam, dass dieser Arbeitsbereich eine Veränderung des schulischen Lernens und Lebens positiv beeinflusst. Die Regierungskoalition aus CDU und SPD wird sich für die Fortsetzung der Schulsozialarbeit in Sachsen-Anhalt einsetzen und Überbrückungsmöglichkeiten zum ESF-Programm schaffen.

Silvia Ruge, Deutsche Kinder- und Jugendstiftung, Regionalstelle Sachsen-Anhalt, begrüßte dies außerordentlich. Nach ihrer Ansicht kann Schule ohne Schulsozialarbeit die erforderlichen Veränderungen zur Beteiligung und zu einer neuen Schulkultur nicht alleine bewältigen. Schulsozialarbeit muss fester Bestandteil in der Schullandschaft werden. Die vielen Projekte, Kooperationsformen zwischen Jugendhilfe und Schule sind Belege dafür, wie sich Schule schrittweise öffnet. Kooperationen erfordern Offenheit und gegenseitige Anerkennung der Disziplinen, dies fördert ganzheitliche Lernprozesse. Der Bundeskoordinator für Jugendsozialarbeit, Siegfried Hutsch, bezog sich bei seinem Input auf ein neues Bildungsverständnis, das insbesondere in den Regionen Ostdeutschlands Veränderungen im Bildungssystem erfordert. Abgeleitet von den zunehmenden gesellschaftlichen Disparitäten, hervorgerufen durch demografische Verwerfungen, Mangel an Fachkräften, zunehmender Armutsproblematik usw. , muss ein verändertes Verständnis von Bildung diskutiert und aktiv begleitet werden. Handwerk, Wirtschaft, Handel und Industrie werden in den Regionen Ostdeutschlands einen verstärkten Fachkräftemangel haben, der dazu führt, dass schulisches Lernen in der gegenwärtigen Situation in den Fokus der Betrachtung gerät.

Die Bildungsthesen des PARITÄTISCHEN Sachsen-Anhalt zu einem neuen Bildungsbegriff heben hervor, dass Bildung ohne Beteiligung nicht möglich ist. Schulen werden sich in den kommenden Jahren öffnen müssen, um neue Konzepte mit Partnern aus der Jugendhilfe, der Wirtschaft usw. zu entwickeln. In den Regionen werden Planungs-, Beteiligungs- und Bildungsprozesse rechtskreisübergreifend entstehen, um die unterschiedlichen Bedarfe aufeinander abstimmen zu können.

Schulsozialarbeit im Kino! Das war ein weiterer Schwerpunkt der Tagung. Aus zwei Bundesländern wurden die Einsatzfelder und Rahmenbedingungen von Schulsozialarbeitern in einem Dokumentarfilm gezeigt. Angeregt haben die Schülerinnen und Schüler der Tagung verglichen, wie sie Schulsozialarbeit erleben und welche Anforderungen bzw. Erwartungen Sie an die Schulsozialarbeiterin / den Schulsozialarbeiter haben. Im Workshop 1 haben sie dies fortgesetzt und klar benannt, dass die Schulsozialarbeiter dazu beitragen, dass Schule „gerechter“ wird. Beim Lehrpersonal sind durch die Schulsozialarbeiter andere Sichtweisen zu Schülerinnen und Schülern entstanden, die neue Chancen bekamen und andere Einschätzungen erfahren haben.

Frau Dr. Ines Brock hat den Fokus auf die bedeutungsvolle Zusammenarbeit von Elternhaus und Schule gelegt. Die Zusammenarbeit mit sogenannten bildungsfernen Elternhäusern, die Schule selber in negativer Erinnerung haben, erfordert andere Zugänge und zunächst ein Verständnis dafür, wo die Hindernisse für eine gelingende Elternarbeit liegen. Die Teilnehmenden haben deutlich gemacht, dass diese Aspekte einer besonderen Fachtagung bedürfen, da gelingende Elternarbeit und die Möglichkeiten der Schulsozialarbeit erheblich zu einer Verbesserung schulischen Lernens beitragen. Der Bundeskoordinator wird dies für
das Jahr 2013 aufgreifen. Übergänge gestalten – Brücken bauen, das ist im Übergangssystem Schule Beruf der wesentliche Schwerpunkt. Frau Jana Denke hat mit den Teilnehmenden des Workshops herausgearbeitet, dass eine Ausbildungsreife im schulischen Lernen/ Alltag etabliert werden muss und nicht erst im Übergangssystem an der Schwelle zwischen Schulabschluss und Berufsorientierung. Schulen werden sich öffnen müssen, um diese Lebenswirklichkeit in ihren Alltag aufzunehmen. Ein attraktiver Schulstandort ist mit regionalen Partnern vernetzt.

Stefan Brüne-Wonner hat die Vielfalt der Netzwerkkooperationen Jugendhilfe/ Schule mit den Teilnehmenden thematisiert. Erfolgreiche Zusammenarbeit im Netzwerk bedeutet, gegenseitige Kompetenzen anzuerkennen. Aber auch Grenzen der Kooperation zu benennen. Falsche Erwartungshaltungen fördern Missverständnisse und Enttäuschungen. Die schulbezogene Kinder- und Jugendarbeit beinhaltet Peer-Group Lernen, fördert Selbstlernprozesse und entlastet Lehrkräfte, wenn sie bereit sind abgeben zu wollen und diese Formen der Bildung, als Bereicherung für den eigenen Unterricht wahrnehmen. In einer gelungenen „Ausstellungseröffnung“ wurden die Ergebnisse der Workshops präsentiert. Eine mediale Aufbereitung des Tagungsgeschehens hat es ermöglicht, dass sowohl die klassische Form der Ergebnispräsentation als auch kreative, technische Einspielungen auf der Leinwand dargestellt werden konnten. Das Kabarett „Cat stairs“ beendete den Fachtag mit einem selbstkritischen Blick auf die Schule und die Schulsozialarbeit.

Sabine Schick, Geschäftsführerin der Rolandmühle Burg gGmbH und Siegfried Hutsch, Bundeskoordinator Jugendsozialarbeit, bedankten sich bei den Teilnehmenden und sehen für das Jahr 2013 neue Impulse für die Schulsozialarbeit. Aus ihrer Sicht, und das hat die Tagung gezeigt, ist Schulsozialarbeit eine eigenständige Profession, die ihre Qualitätsmerkmale und Wirkungen offensiv in den Fachdiskurs einbringen muss, um breite Akzeptanz zu erhalten. Schulsozialarbeit beeinflusst positiv das soziale Klima und die Lernkulturen an Schulen.

Martin Hoffmann

Referent Frühkindliche Bildung und Jugendhilfe

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