Sozialraumorientierung

eine Querschnittsaufgabe für Alle!

Die Sozialraumplanung gehört zu Aufgaben kommunaler Selbstverwaltung. Sie zielt darauf ab, Lebenslagen benachteiligter Bevölkerungsgruppen zu beeinflussen und Teilhabechancen zu verbessern. Dabei werden sozialbezogene Leistungen beschrieben, geplant und Maßnahmen des Zusammenlebens entwickelt. Aufgrund bestehender Vorgaben der Daseinsvorsorge, des Bundesteilhabegesetzes, der Sozialgesetzgebung und dem Gesetz zur Familienförderung und zur Förderung sozialer Beratungsstellen des Landes Sachsen-Anhalt (FamBeFöG) ergeben sich seitens der Kommunen neue gesellschaftspolitische Aufgaben. Sie werden durch diese Gesetzmäßigkeiten dazu angehalten, private und freie Träger von sozialen Diensten an kommunalen Sozialplanungsprozessen zu beteiligen. Denn freie Träger von sozialen Diensten haben Kenntnisse über die Lebenssituation der Bürger*innen, ihre Inanspruchnahme von sozialen Diensten und den veränderten Hilfebedarfen. Aufgrund ihrer Nähe zur Zivilgesellschaft fungieren sie als Verbindungsakteure zwischen den Lebenswelten der Bürger*innen und den Verwaltungsbereichen der Kommunen. Durch diese vermittelnde Rolle können freie Träger ihr Wissen in Sozialplanungsprozesse einbringen.

Im ESF geförderten DOS-Projekt setzt sich der Paritätische Sachsen-Anhalt insbesondere mit dieser Herausforderungen auseinander. Der Verband unterstützt seine Mitgliedsorganisationen, sich gesellschaftlichen Veränderungen anzupassen und diese im Rahmen von Beteiligungsprozessen mitzugestalten.

Vom situativen Agieren zum strategischen Vorgehen!

Durch demographische Entwicklungen und Versorgungslücken können Daseinsvorsorge und Infrastrukturen in den Kommunen mit traditionellen Konzepten und Einrichtungen, insbesondere in ländlichen Regionen, nicht mehr aufrechterhalten werden. Um dem entgegen zu wirken, müssen freie Träger von sozialen Diensten diese gesellschaftlichen Veränderungen mitgestalten und ihre Innovationsfähigkeit weiter fördern. Die Beteiligung an kommunalen Planungsprozessen spielt dabei eine besondere Rolle. Diese bietet die Möglichkeit, die soziale Infrastruktur aktiv mit zu gestalten und passgenaue Unterstützungsangebote für die Zielgruppen zu installieren. Für die Entwicklung bedarfsgerechter Hilfen und für die Beteiligung an kommunaler Planung, müssen individuelle Strategien entwickelt werden. Dabei sind regionaler Spezifika, Erkenntnissen und Inanspruchnahme von sozialen Diensten zu berücksichtigen.

Um einen Überblick über die aktuelle Situation vor Ort zu bekommen, sind zunächst organisationsinterne Klärungsprozsess unter folgenden Fragestellungen sinnstiftend.

  • Was wurde bereits auf den Weg gebracht?
  • Welche Erfahrungen gibt es bezüglich Beteiligungsverfahren?
  • Worauf soll perspektivisch Einfluss genommen werden?
  • Wer sind mögliche Kooperationspartner*innen?
  • Welche Personen werden Planungsprozesse zukünftig in der jeweiligen Organisation mitgestalten?

Auf dieser Grundlage kann mit Hilfe einer SWOT Analyse die regionalspezifische Strategie für den Beteiligungsprozess entwickelt werden. Zudem muss am Anfang eines Planungsprozesses die Form der Beteiligung festgelegt werden. Diese Auftragsklärung ist Voraussetzung für eine gelingende Sozialplanung und kann unter folgenden Fragstellungen stattfinden.

  • Welches Verständnis von Sozialplanung besteht?
  • Welche relevanten Themen und Ziele werden verfolgt?
  • Wer sind wichtige Akteure und Partner*innen im Prozess?
  • Welche Anliegen sollen im Planungsprozess kommuniziert werden?
  • Welche Aufgaben und Anforderungen sind mit der Beteiligung an Planungsprozessen verbunden?
  • Welches Interesse besteht seitens der Kommune, freie Träger von sozialen Diensten in Planungsprozesse einzubeziehen?
  • Welche konkreten Aufträge werden erteilt?
  • Zu welchem Zeitpunkt ist es sinnvoll, freie Träger von sozialen Diensten in kommunale Planung einzubeziehen?
  • Wie erfolgen trägerübergreifende Abstimmungen?
  • Wie kann die Zusammenarbeit aller Akteure ressourcenschonend gestaltet werden?

     

    Innovationen setzen grundsätzlich die Bereitschaft voraus, einen aktuellen Zustand zu verändern und ein Risiko einzugehen. Im Vorfeld ist zu prüfen, ob die angebotene soziale Dienstleistung noch bedarfsorientiert ist und ob Veränderungen überhaupt hervorrufen werden können. Durch ein fachübergreifendes Team werden vorhandene Ideen und Erfahrungen gesammelt, erweitert und neu zusammengesetzt. Anschließend wird das bereits bestehende Angebot modifiziert, sodass etwas Neues entsteht. Innovationen zielen immer auf die Verbesserung einer Situation oder eines Dienstes ab. Sie wirken sich nicht zwangsläufig auf die gesamte Gesellschaft und Lebenssituation aller Bürger*innen aus. Sie verbessern vorerst nur Teilbereich, beziehungsweise einzelne Regionen. Damit soziale Innovationen langfristig funktionieren, muss überlegt werden, wie eine Innovation nachhaltig am Markt etabliert werden kann.

    Die Belange des Wohlergehens der Bürger*innen finden erst Berücksichtigung, wenn zwischen freien und öffentlichen Trägern eine verbindliche Zusammenarbeit in der Sozialplanung entsteht. Somit werden freien Trägern Steuerungsaufgaben übertragen. Sie sind darin zu bestärken, dass sie Planungsprozesse mit initiieren, begleiten und gestalten. Diese Form der kooperativen Sozialplanung bietet die Möglichkeit, Ressourcen zu bündeln und Handlungsbedarfe für bessere Lebenslagen interdisziplinär zu formulieren. Die im Planungsprozess getroffenen Entscheidungen basieren auf Verhandlungen aller beteiligten Akteure. Dabei spielt das Gestalten von verbindlichen Netzwerken eine besondere Rolle. Doch was kennzeichnet erfolgreiche Netzwerke?

    • Netzwerkakteure dürfen sich selbst nicht nur als Vertreter*innen ihrer Einzelinteressen verstehen, sondern auch eine Identifikation mit dem Netzwerk als solches entwickeln und sich für dieses verantwortlich fühlen.
    • Kooperation kann auf Dauer nur dann gelingen, wenn alle Akteure nur den Nutzen aus dem Netzwerk für sich entnehmen, den sie durch ihre Beteiligung einbringen.
    • Akteure müssen dem Netzwerk vertrauen, nicht nur einzelnen Mitgliedern.
    • Der Erfolg eines Netzwerks ist auch von seiner personellen Kontinuität abhängig. Gerade in der Aufbauphase brauchen Netzwerke feste Aufgabenverteilungen.
    • In Netzwerken müssen eine Vielzahl von Akteuren und Aktivitäten zielgenau koordiniert werden. Somit müssen Planungs-, Steuerungs- und Kontrollmechanismen regelmäßig überprüft werden.
    • Transparenz nach innen und außen ist entscheidend. Je komplexer ein Netzwerk wird, desto wichtiger wird die Frage der Zuständigkeiten und Erreichbarkeit.
    • Erfolgreiche Netzwerke zeichnen sich dadurch aus, dass sie präventiv geeignete Maßnahmen zur Konfliktbearbeitung bereitstellen und Konfliktregelungsverfahren entwickeln.

    Die Zusammenarbeit zwischen freien Trägern und Kommunen kann nur erfolgreich gelingen, wenn ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis besteht und der regelmäßige Informations- und Gedankenaustausch ermöglicht wird. Ziele müssen gemeinsam formuliert werden. Alle Beteiligten benötigen einen langen Atem und Kompromissfähigkeit.

    Kontakt

    Dorit Schubert

    Leiterin Regionalstelle Nord
     

    Telefon   03931 | 68 94 20
    Fax        03931 | 68 94 22
    Handy    0151 | 56 57 36 17
    E-Mail    dschubert(at)paritaet-lsa.de


    Das Projekt „Demografieflexible Organisationsentwicklung & strategische Innovation im kommunalen Sozialraum“ wird im Rahmen des Programms rückenwind+ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds gefördert.