Gewalt ist keine Privatsache

09.04.2018

Im Jahr des 70 jährigen Bestehens der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte setzt sich der Paritätische mit der Jahreskampagne für Rechte und Freiheiten aller Menschen ein.

Gewalt ist keine Privatsache

Im Jahr des 70 jährigen Bestehens der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte setzt sich der Paritätische mit der Jahreskampagne für Rechte und Freiheiten aller Menschen ein. Unter dem Motto „MENSCH, DU HAST RECHT!“ schauen wir genauer auf die einzelnen Rechte und nehmen das Thema Menschenrechte bei unterschiedlichen Veranstaltungen in den Focus.

„Das Recht auf Schutz nimmt … eine zentrale Rolle ein. Auch wenn der Schutz des Lebens und der Menschenwürde in Deutschland relativ gesichert erscheint und das deutsche Grundgesetz die Würde und die Rechte des einzelnen Menschen im Sinne der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte aufgreift, gibt es viele Bereiche, in denen Menschen Schutz oder Hilfe nicht oder nur eingeschränkt gewährt wird.“

Am 04. April 2018 widmeten wir uns mit einem Paritätischen Fachgespräch speziell dem Recht auf Schutz vor Gewalt für Frauen, Kinder und Männer in Magdeburg. Dazu trafen sich im Rathaus Magdeburg Fachleute aus unterschiedlichen sozialen Arbeitsfeldern wie Alten- und Behindertenhilfe, Beratungsstellen, Migrationsarbeit, Jugend- und Familienbildung, Verwaltung, Wohnungsunternehmen sowie Sport und arbeiteten am Thema „Gewalt im sozialen Nahraum“.

Das Fachgespräch wurde von der Paritätischen Regionalstelle Mitte-West in Kooperation mit der Landeshauptstadt Magdeburg organisiert.

In Kurzvorträgen und Interviews stellten sich Beratungs- und Betreuungsangebote sowie Netzwerke rund um das Thema Gewalt vor. Die Teilnehmer*innen lernten die Magdeburger Angebote zur Gewaltprävention, zur Opferberatung und für Täterarbeit sowie die gut funktionierenden Gewaltschutznetzwerke in Magdeburg kennen. An Thementischen kamen die Akteure miteinander ins Gespräch, knüpften Kontakte und sammelten Anregungen, wie das Thema in Magdeburg künftig weiter zu bearbeiten ist.

Den Teilnehmer*innen wurde deutlich, dass Gewalt und sexualisierte Gewalt ein sehr komplexes Phänomen ist und in jedem sozialen Zusammenleben vorkommen kann. In ihrem Inputvortrag zeigten Ines Hattermann, Wildwasser Magdeburg e.V. und Lissy Herrmann von der Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt und Stalking Magdeburg auf, wie Gewalt in der Häuslichkeit stattfindet, unabhängig vom sozialen Status oder vom Bildungsniveau.

Den anwesenden Mitarbeiter*innen aus Einrichtungen der Pflege und Behindertenhilfe wurde bewusst, dass auch das Zusammenleben in Einrichtungen einen Nährboden für Gewalt und Grenzüberschreitungen bietet. Risikofaktoren sind dabei das einem Betreuungsverhältnis innewohnende Machtgefälle sowie Abhängigkeit von Assistenz und wirtschaftliche bzw. emotionale Abhängigkeit. Der beste Schutz vor Gewalt sind das Wissen um die Zusammenhänge und der bewusste Umgang mit dem Thema in Teamsitzungen, Supervision und Fortbildung.

Aus den Diskussionen an den Thementischen kamen zahlreiche Anregungen zur Weiterarbeit am Thema. Z.B. soll das Thema Gewaltschutz am Politischen Runden Tisch der Frauen und im Netzwerk Gute Pflege in Magdeburg behandelt werden. Für Frauen mit Beeinträchtigung sind Aufklärung, Selbststärkung und Information dringend erforderlich. Außerdem sollte die Öffentlichkeitsarbeit betrachtet werden, um für Betroffene einen schnellen und niedrigschwelligen Zugang zu Beratung und Schutz zu sichern.

Gabriele Haberland
Regionalleiterin Mitte-West

Weitere Informationen finden Sie unter:  http://www.der-paritaetische.de/schwerpunkte/mensch-du-hast-recht/recht-auf-schutz/